Bei diesem Beispiel könnte sich der Gedanke aufdrängen, dass viele Arbeiter heutzutage gar nicht in der Region verwurzelt sind. Es kann ihnen also egal sein, welchen Ruf die Gegend besitzt. Tatsächlich neigen wir Menschen aber dazu, uns mit etwas identifizieren zu wollen. Wir haben die Fähigkeit in uns, nach einer gewissen Zeit des Kennenlernens, in dem die Vertrautheit wächst, unser Selbst durch eine neue Identifikation zu erweitern. Denken Sie nur daran, wie lange es braucht, bis Sie nach einem Fahrzeugwechsel das neue Auto wirklich als „mein Auto“ erleben. Das braucht ein paar Wochen, manchmal länger, aber irgendwann spüren Sie, wie Sie zum Beispiel von Kritik an Ihrem fahrbaren Untersatz gekränkt werden. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass Sie den Wagen jetzt als „mein“ einstufen.
So, wie Sie sich ein Auto aneignen, eignen Sie sich eine neue Wohnung, eine neue Gegend oder einen neuen Arbeitsplatz an. Entscheidender Faktor dafür ist natürlich die Qualität der menschlichen Beziehungen, die Sie in der Umgebung oder Ihrer neuen Firma vorfinden.
Nun besteht für Sie als Führungskraft die Kunst darin, diese übergeordneten Aspekte nicht auf eine plumpe und direkte Weise anzusprechen. Das zieht nicht. Das Übergeordnete muss im Kern Ihrer Botschaft liegen. Es „färbt“ die Art und Weise, in der Sie die Dinge ansprechen. Wie genau das geschieht, ist eine völlig individuelle Sache. Es hängt von vielen Faktoren ab, angefangen bei Ihrer Persönlichkeit bis hin zum kulturellen Hintergrund Ihrer Ansprechpartner.
Plump wäre folgende Ansprache: „Wir hatten uns doch drauf geeinigt, dass wir das Erbe unserer Vorväter in Ehren halten! Das heißt, wir müssen ordentlicher arbeiten (und so weiter und sofort…)“ Es ist nicht ausgeschlossen, dass der eine oder andere Mitarbeiter denkt: „Idiot, meine Vorväter waren im Nachbartal (oder an der Ostsee oder in Bydgoszcz oder sonst wo) und hatten mit den Leuten hier gar nichts zu tun.“
Wenn die Mannschaft überwiegend aus gestandenen Sportfans besteht, könnte zum Beispiel der „Trainer“ sagen: „Die Leute, die hier früher gearbeitet haben, waren verdammt gut und haben eine solide Reputation hinterlassen. Ich bin sicher, Ihr könnt das mindestens so gut.“
Wie schon erwähnt, hängt es von sehr vielen Faktoren ab, wie die Botschaft richtig transportiert wird.
2018-02-04 / Die Zimmer-Aufräum-Szene kommentiert
Warum wir (oft) nicht nach dem Sinn fragen
Ich glaube, sehr viele von uns, wenn nicht gar die meisten, haben schon sehr früh zwei Dinge gelernt. Zum einen, Anweisungen auszuführen, die uns sinnlos erscheinen, ohne zu diskutieren. Zum anderen, die Anweisungen, die uns sinnlos erscheinen, so auszuführen, dass es uns so wenig wie möglich Energie kostet.
Sie könnten jetzt einiges einwenden. Es gibt doch schon seit den sechziger Jahren Menschen, die sich Mühe geben und mit ihren Kindern sprechen, versuchen, Dinge zu erklären. In manchen Fällen war das auch sicher erfolgreich. Dennoch vermute ich folgendes Problem: Die Eltern erklären liebevoll und geduldig den lieben kleinen das Warum. Und zwar solange sie noch süß und nett sind. Leider ist vermutlich nicht das richtige Alter, in dem sie von diesen Erklärungen profitieren. Wenn es aber dann das Richtige wäre, also in der schönen Zeit der Pubertät, passiert das nicht mehr. Dann wird höchstens herumdiskutiert und am Schluss, man weiß sich sonst nicht zu helfen, doch wieder befohlen.
Ist das bei jugendlichen richtig? Ist es falsch? Diese Diskussion wird sicher noch viele Menschengenerationen andauern und darum soll es hier auch nicht gehen.
Entscheidend ist das Ergebnis: Irgendwann stellt sich die Überzeugung ein, dass wir die Dinge nicht verstehen müssen und auch nicht infrage stellen dürfen.
Unser aktuelles Schulsystem festigt diese tiefe Überzeugung noch weiter.
Alles in allem sieht es so aus, als ob wir mit wenig Sinnproviant ausgestattet in unser Erwachsenenleben gehen, Studium, Ehe, Beruf.
Bei mir selbst haben schon früh die Alarmglocken geläutet. Da hat zu meiner etwas Eigen-Artigen Biographie geführt. Ich kann heute nicht mehr genau sagen, wie meine Eltern das Thema Erziehung gehandhabt haben. Sicher weiß ich noch, wie ich mich jeden morgen fragte, was das Ganze mit der Schule eigentlich sollte. Ich habe mich dann entschlossen mein Leben daran auszurichten, ob etwas bei mir das Gefühl von Sinn erweckt (oder nicht).