2017-11-13 / Transparenz und Klarheit
Wenn Sie keinen Durch- und Überblick über die größeren Zusammenhänge haben, wenn Sie nur einen kleinen Ausschnitt sehen, tun Sie sich schwer zu erkennen, was sinnvoll ist und was nicht. Denn Sie können die Auswirkungen Ihrer Handlungen nicht einschätzen. Daher können Sie mit diesen Handlungen auch nicht ein höheres, übergeordnetes Ziel anstreben.
Transparenz ist für Führungskräfte ein besonders schwieriges Thema. Meistens schlägt mir, wenn es darum geht, den Mitarbeitern Informationen zugänglich zu machen, eine große Skepsis entgegen. Im Kern dieser Skepsis steht die Frage, ob die Mitarbeiter mit diesen Informationen umgehen können, ob sie diese Informationen „verkraften“.
Es gibt einen zweiten Aspekt, den aber niemand zugibt. Sehr viele Führungskräfte definieren ihre Rolle sehr stark über das Wissen, das sie den Mitarbeitern voraus haben. „Wissen ist Macht“ – ein Spruch, der nach wie vor in vollem Umfang gilt. Doch genau dieser Punkt, sich berechtigt zu fühlen, den anderen zu führen, weil ich mehr weiß und mehr kann, führt zu der oben angesprochenen Skepsis. Zur eigenen Führungskompetenz gehört nämlich vermeintlich dazu, auch schwierige Informationen besser zu verarbeiten als die Mitarbeiter.
Offensichtlich wird damit den Menschen die Fähigkeit eines mündigen Erwachsenen abgesprochen. Doch diese Denkweise ruht auf einem wackeligen Fundament. Denn dieselben Menschen, die im Unternehmen nicht in der Lage sein sollen, mit Informationen jedweder Art vernünftig und erwachsen umzugehen, dürfen Auto fahren, einen Bankkredit nehmen und sogar die Bundesregierung wählen. Wären die unausgesprochenen Annahmen vieler Führungskräfte zutreffend, sollten wir in Deutschland, wie auch anderswo in der Welt, dringend zu einem restriktiveren Wahlsystem zurückkehren. Zum Beispiel einem System, in dem nur Führungskräfte mit mindestens fünf Mitarbeitern wählen dürfen.
Das wäre natürlich absurd!
Für diejenigen, die vollen Zugriff auf die Informationen haben, ist es nur dann möglich, eine gesunde Transparenz zu schaffen, wenn ihnen auch das große Ziel klar ist. Für was steht das Unternehmen, was ist sein Daseinszweck in dieser Welt? Auf Basis dieser Klarheit wird automatisch alles im Unternehmen publik gemacht, was für das Erreichen des Ziels, für das Anpacken der Aufgabe wichtig ist. Ist durch Transparenz eine gute Wissensbasis aufgebaut, auf der sich Verstehen entwickeln kann, ist es leicht möglich, den Sinn einer Anweisung oder einer Entscheidung zu vermitteln, und zwar selbst dann, wenn diese nicht auf kurzfristige, leicht nachvollziehbare Ergebnisse ausgerichtet ist.